24. April 2009

036 Maibööm in den Sechzigern

..... und noch ne Geschichte aus´m Dorf...

Zeitlich haut das ja jetzt ungefähr hin. Jetzt ziehen sie wieder mit dem frischen Grün durchs Dorf.
Wir damals auch......

"Maibööm" in den Sechzigern



Die sechziger Jahre.
Wir jungen Burschen standen damals genauso im Saft wie das junge Grün der Birken, die in den Nächten, die jeweils auf den 30.April folgten, unseren waldfrevlerischen Beilen und Sägen zum Opfer fielen.
Das hatte noch relativ wenig mit den "Junggesellen-Traktor-Bierveranstaltungen" der heutigen Zeit zu tun.
Da hieß es noch:"Hauruck..!" und das "Langholz" wurde wieder auf die Schulter genommen und man marschierte weiter....
An drei dieser nächtlichen Raubzüge in den nahen Wäldern kann ich mich recht gut erinnern. Ein vierter versank in den (be-)vernebelten Schwaden einer halben Flasche Doppelkorn...

Der erste Maibaum ist mir noch heute in schmerzhafter Erinnerung...

Manni war in dem Jahr Schützenprinz. Seine Prinzessin war die Annemie, die Tochter vom Kerstings Eu´.
Für Manni war es Ehrensache, seiner Annemie in dem Jahr einen Maibaum aufzustellen.
Also zogen er, Schöschi und ich an dem nasskalten Abend des 30.April die Ellig hoch, am grünen Weiher vorbei über den breiten Weg zum Wald, da wo heute der Waldfriedhof auf dem Heiderhof ist.
Hier oben kannten wir uns aus - hier war unser Revier...
Der Baum, der an diesem Abend dran glauben sollte hatten wir schon Tage vorher ausgeguckt.
Wir rückten ihm mit einer Drahtsäge zu Leib´ und gute 8 Meter Birke lagen schnell vor uns.Ich bog die unteren Äste ab und Manni schlug mit seinem "Campingbeil´chen" zu...
Bis heute habe ich nicht herausbekommen, ob es Absicht oder wegen der Dunkelheit war...
Nach bester Metzgermanier hackte er mir dabei jedenfalls fast den rechten Zeigefinger ab. Damals blutete das wie Sau und ne Erinnerung an den "Tranchierversuch" habe ich heute noch.
Von Schöschi bekam ich das Sacktuch mit dem ich meinen Finger "steril" verband und dann wurde der Baum geschultert und wir marschierten runter ins Dorf.

Unser grösste Sorge war es - dem Flurschütz nicht übern Weg zu laufen.
Aber unbehelligt kamen wir durch das damals noch mit Gaslaternen beleuchtete Dorf und machten und auf den Weg Richtung Cäcilienheidchen, wo Kerstings - weitab jeder menschlichen Zivilisation - wohnten.

Ich weiss nicht ob das Häuschen der Kerstings noch steht..
Vielleicht kennt es aber der eine oder andere noch.
Klein und knapp 3 Meter hoch stand es im Garten hinter unbelaubten Bohnenstangen und Erbsenreiser versteckt.

Wir drei guckten uns das Häuschen, unseren Baum und dann ratlos uns an.

"Klar - der Baum war viel zu lang !"

Ich zog mir eine Bohnenstange, die Eu schon in Reih und Glied im Garten stehen hatte, aus dem Boden und vermaß damit Giebelhöhe und mit maximaler Zugabe für die Birkenkrone unseren "Maiboom".
Im "Prinzessinnen-Palast" wurde hinter dem ersten Fenster schon eine Lampe angemacht.
Auf dem Weg wurde dann das Prachtexemplar "abgelängt" und mindestens 4 Meter Birkenstamm - edel und gerade gewachsen, aber völlig sinnlos aus dem Wald hierhin geschleift- fanden Eu und seine Familie am anderen Morgen in ihrem Garten.

Ich schätze, den danach von uns in aller Hast aufgestellten Baum, hat er andren Tags sowieso wieder vom Giebel genommen. Er hätte ihm sonst wohlmöglich noch das Dach eingeschlagen können.

Anzumerken wäre noch, dass es bei dieser Aktion mit drei total durchnässten und einem (..schwer-) verletzten Burschen, weder Schnittchen, was warmes zu trinken oder sonstwas von Seiten der "hubertianischen Hoheit" gegeben hat.

Vielleicht ist darum auch nix aus Manni und Annemie geworden....
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