16. April 2009

031 "Dat Pohl-Fäßje" von Ute


...... und noch ne Geschichte aus´m Dorf...

Ute kommt uns nun mit einer etwas "anrüchigen" Geschichte.


"Dat Pohl-Fäßje"







Bis 1966 waren wir noch stolze Besitzer eines "Plumpsklos", das ja dann auch ab und zu geleert werden musste.

Wir hatten im Ellig, Richtung Heiderhof einen großen Garten, dort wo heute das Haus meines leider schon verstorbenen Onkels und meine Tante steht.
Als dieser Garten noch unbebaut war, wurden dort, Ärpel, Tomaten, Kappes und Schavuur, Bohnen, Gurken usw. usw. angebaut.

Meine Oma hatte ja nun mal beide Weltkriege erlebt und war eine Meisterin im Einkochen und Einwecken von Obst und Gemüse, ausserdem hatten wir im Keller große Steintöpfe mit Deckel wo suure Kappes; Bohnen und Gurken eingelegt wurden.

Da in unserem Garten auch ein großer Apfelbaum steht ( ...der steht da heute noch), ein großer Baum mit Herzkirschen und jede Menge Bäume mit Schattenmorellen sowie Pfirsichbäume standen , hatten wir natürlich auch dutzende von Einweckgläsern fein sortiert in Regalen, im Lehmkeller des Hauses meiner Oma am Winkel.

Nun aber zurück zu dem Pohl-Fäßje, es stand im Schuppen und wartete darauf 2-mal im Jahr in den Einsatz zu kommen. Neben dem Fäßje stand ein Pohl-Eimer der an einem langen Stiel gefestigt war.

Mit diesem Pohl-Eimer wurde dann das Plumps-Kloo "leer geschepp´" (geschöpft) , das war eine recht heftig riechende Aktion, aber sei`s drum es musste ja sein.

Die Gülle ( der Pohl) wurde dann in dieses Fässjen (zu vergleichen mit einem Wasser- bzw. Düngebehälter mit dem die Bauern die Tiere mit Wasser versorgen- nur viel kleiner) geschöpft.

Wenn das Pohl-Fässje dann voll war, ging es vom Winkel dann in Richtung Garten, wie beschrieben im Ellig ( Kirchberg ganz oben).

Den Winkel runter und das Stück Hoverstrasse bis zum Salms Herrmann ging es ja noch ziemlich einfach, aber dann wurde es steiler und meine Oma rief immer
"Ute, jetz deu....! "
Ute deute und wir kamen dann irgendwann im Garten an!

Endlich angekommen, ließen wir das Fässjen dann stehen, denn die weitere Arbeit, dass Verteilen der Gülle auf die Pflanzflächen war Arbeit meiner Mutter und meines Onkels.
Oma und ich waren nur für die Logistik vom Winkel "deuenderweise" bis zum Garten zuständig.

Anfang 1966 hatte die Pohlfässchenaktion dann ein Ende, denn wir bekamen einen richtigen Kloo und ein Badezimmer gebaut.

Während ich das jetzt so geschrieben habe, sehe ich es vor Augen, wie Frau Selt, die Haushälterin von Pastor Bertram vor dem Pfarrhaus stand und rief:
"Liessje häss du dat noch nüddisch, dat Fässje ze deue ?"
Meine Oma war damals fast 70 Jahre alt aber fitt wie ein Turnschuh.
Sie antwortete dann über die Strasse:
„Dat mäht mir noch nix uss, ausserdem deut et Kend jo, ich träkke doch nur...!"

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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gruselig schön.
Das muss ja in Lannesdorf mächtig gestunken haben :-)