3. Januar 2011

201 Wer kennt das noch ....?

Da schrieb heute H.J. Götschenberg:

Hallo Zusammen,

Ich bin nun schon sehr lange (etwa 40 Jahre) aus Lannesdorf weg und wohne jetzt seit über 25 Jahren schon in Lengsdorf (überhaupt kein Vergleich zu Lannesdorf!!!) - aber die Erinnerungen an die Heimat bleiben. Deshalb mal meine Bitte: Ich lese im Blog viel im "Verzäll" und finde da immer wieder Ortsangaben, wie z. B. Weiers Hüüsje, Fiejens Schopp und die ganzen "Elligs" usw. - die sagen mir schon etwas, aber hat einer die Möglichkeit eine Karte von Lannesdorf einzustellen und die Lannesdorfer Ortsangaben als Legende z. B. einzufügen? Das fände ich klasse - und danke für die oder den, der sich die Mühe machen würde.

LG

H.J. Götschenberg (götschi)

..... meinte er sowas ......?


(zum Vergrößern anklicken)




1. "et Pömpche"
Fast jeder Dorfverein greift gerne auf das "Pömpche" zurück wenn es um die Fahne oder das Vereinsemblem geht.
Die im Pützfeld gefasste Quelle sorgt schon seit Urzeiten (.. wer weiss eigentlich genau, wie lange es das "Pömpche" schon gibt?) dafür, dass Jinne nicht austrocknet.



2. "et Bähnche" (siehe große Karte / gelbe Linie)
Die bis in die 50er Jahre betriebene Feldbahn überwindet einen Höhenunterschied von ca. 85 m (.. von der damaligen Quarzitgrube, ungefähr wo jetzt der Muffendorfer Sportplatz ist, bis zur Deutschherrnstr. - von hier ging es ebenerdig in die DINAS-Werke). Die vollbeladenen zogen die leeren Feldwagen über das Steilstück von der Splickgasse bis auf die Höhe unterhalb der Grube.
Von der Splickgasse aus, wurden die Wagen mit einem Pferdegespann (später mit einer kleinen Diesellok) in die Fabrik gezogen.

3. und 4. "Löngsberch 1. un 2. Platz"
Der alte Steinbruch Lyngsberg war für viele Lannesdorfer der älteren Generation, das Paradies der Kindheit. Besonders die Jungs hatten hier den wohl tollsten Abenteuerspielplatz, den man sich vorstellen konnte. Die ersten Versuche, wie die Grossen, qualmend den Tag zu verbringen ließen uns den ROTHÄNDLE-weit in den schattenstellende Rauch der (.. heute unter das BTM-Gesetz fallend..) Lehmhecken,Lingchen oder Lianen-Zigaretten, begleitet von einem wahnsinnigen Hustenanfall, inhalieren. Hier wurden spektakuläre Kletteraktionen - die nicht immer gut ausgingen weil ein Junge hier abstürzte und verstarb - ausprobiert ... und ( ! ) das erste mal "geknutscht" - petting oder fummeln kannte noch keiner...

5. "de Ringsdorffs-Kuhl"
Kurz bevor die Jennie-Ellig und die Kirchen-Ellig zusammen trafen hatten die Ringsdorffwerke eine Deponie.Wir erinnern uns noch daran, wie Jakob Wolff mit dem grünen Mercedes-Kipper der Ringsdorff-Werke sich die Kirchen-Ellig hochquälte um dann eine Ladung mit Abfall und Bruch aus der Graphitproduktion der Firma, dessen Nachfolger im vergangenem Jahr den 100sten Geburtstag feiern konnten, in dieser aufgelassenen Lehmgrube abkippte. Heute möchte man sich nicht vorstellen, was da sonst noch "deponiert" wurde, zumal sich in unmittelbarer Nähe, unterhalb, ein Wasserreservoir befand, was unseres Wissens, in das städtische Leitungssystem "bestes Grundwasser" einspeiste.

6. "Jennie Ellig"
Gerade jetzt, im Januar 2010, wo wir trotz prophezeiter globaler Erwärmung, zum zweiten mal hintereinander einen echten Winter erleben, denke ich an die rasanten Abfahrten vom 2. oder 3. "Nossboom" in der Ellige, der "Jennie Ellig". In den Fünfzigern waren Rodelschlitten bei uns im Dorf noch weitgehend unbekannt. Man schlitterte auf einem selbstgezimmerten "Kasteröllche" ein Wortspiel, was vielleicht an die Caserolle erinnern sollte - minimal, flach, 2 Griffe. Bis auf die 2 Griffe stimmte das denn auch. Eher war das ganze eine Obststiege mit Blechkufen was uns mit atemberaubender Geschwindigkeit und Funken schlagend durch die Ellig bis bei Schuch´s durch das geöffnete Hoftor, auf dem Misthaufen mit angstschlotternden Beinen, aber stolz wie Oskar, ankommen ließ. Das vor Winter-olympische Eldorado Lannesdorfs war zweifellos die Jennie-Ellig....

7. "de gröne Weiher"
"Jank do nu janett hin. Do es de Dreckes met Pääd un Waache schon drenn versoffe..." Was mein Vater für einen "Dreckes" meinte, ist mir bis heute nicht ganz klar. Wenn ich mir die Örtlichkeiten von früher so vorstelle, kann es nur so gewesen sein, dass dieser ominöse Dreckes vollgesoffen (.. nicht versoffen..) mit einem Pferdegespann vom "Breiten Weg"(.. in der Gegend des heutigen Waldfriedhofs..) hinunter ins Dorf - dabei die Kirchen-Ellig nutzend wollen - just am gröne Weiher vom Wege abkam und ... ???? Egal für uns war der gröne Weiher im Sommer ein Badeparadies, es lag näher als das Freibad in Rüngsdorf.., immer ein bisschen abenteuerlich - hier gab es die "Schlingpflanzen", die einen nicht mehr losließen wenn man sich einmal darin verfangen hatte und man war heilfroh und stolz wenn man den Weiher einmal durchschwommen hatte.
Im Winter, wenn eine genügend dicke Eisschicht den Tümpel bedeckte, wurden hier mit knorrigen Stöcken, die man sich auf dem Weg zu der "Sportstätte"ausgesucht hatte, Eishockey gespielt. Ein Stein war der Puk und unsere hohen Schuhe eben die Schlittschuhe......

8. "dem Portas Karl sing Kiesche"
Da wo das Pützfeld, die Jennie-Ellige und die Kirche-Ellige endeten, hatte der alte Karl Porta seine mindest genauso alten Kirschbäume. Die schmale - vielleicht 10m breite - Parzelle zwischen Pützfeld und Ellige hatte die schönsten Kirschen im ganzen Dorf. In der Erntezeit war der alte Porta auf Hilfe angewiesen um alles zum Schild´s Hein oder Reuter´s Will´ zu schaffen.
In der heranwachsenden männliche Jugend des Dorfs fand er immer willfährige Helfer, die für 1 Mark eine Steige pflückten. Doch der gutmütige Porta rechnete nicht mit den "dörflichen Spitzbuben". Während er mit der über 5 Meter hohen Leiter an dem einen Ende seines Obstgarten hantierte, schlugen sich am anderen Ende die Burschen, die Bäuche mit den süßen Früchten voll und füllten ihre Kisten mit den Kirschen, die der alte Porta schon gepflückt hatte....

9. "de Bröck"
Bis in die späten 60er Jahre stand, wo heute der Pützfelderweg in die Lyngsbergstr. mündet, noch die aus Ziegelsteinen gemauerte Brüstung der Brücke über den Schienen der Feldbahn, die hier die Lyngsbergstr. unterquerte. Von hier aus gab man mit einer Fahne nach oben, an den Anfang der Steilstrecke, das Zeichen, die gewaltige Seilbremse zu lösen. Dann zogen die nach unten rollenden Wagen, die mit Quarzit beladen waren, die leeren Feldwaren auf der zweigleisigen Strecke nach oben.

1 Kommentar:

Mito hat gesagt…

Vielen Dank für die tollen Geschichten